Wandtapete lädt in Haus Phöbe zur Reise in die Erinnerungen ein (September 2012)

Raus aus der Sprachlosigkeit, hinein in das Gespräch: Charlie Chaplin, Casablanca, die Einführung der D-Mark und der erste Farbfernseher sind nur einige Elemente des Wimmelbildes, das seit September im Haus Phöbe bestaunt werden kann. Das 320 mal 200 Zentimeter große Wandbild ist mit verschiedenen Motiven der vergangenen 50 Jahren gespickt und lädt die Menschen im Haus Phöbe ein, sich an Erlebtes zu erinnern.

Die ursprüngliche Foto-Tapete wurde 2009 von Fachleuten in Zusammenarbeit mit der Stiftung Pflege entwickelt. Nun kann das Haus Phöbe mit der Collage „Uns - Das Erinnerungsbild“ den Menschen eine Möglichkeit bieten, in Kommunikation zu treten. „Wir wollen gegen das Vergessen arbeiten“, bestätigte Hausleiterin Edna Künne, „die Bewohnerinnen und Bewohner können Erinnerungen ganz individuell für sich wieder wecken“. Erinnerungen sind Lebensqualität. Sie sind individuelle Bausteine des Lebens.

Etwa 50% der Bewohnerinnen und Bewohner sind im Haus Phöbe dement oder an Alzheimer erkrankt. „Demenz und Alzheimer führen zu Sprachlosigkeit“, so Künne. „Mit dem Bild können sich Erkrankte Erlebtes in Erinnerung rufen.“ Erinnern statt vergessen - so lautet die Devise. „Alzheimer geht jeden etwas an“, stellte Edna Künne heraus.

Durch Gruppen- oder Einzelgespräche können die 72 Bewohner im Haus mit Unterstützung der Betreuenden ihre Wahrnehmung schulen, sich in Geschichten und Rückblicken verlieren oder in der Vergangenheit schwelgen. „Vielleicht erinnert sich jemand an sein erstes Rendezvous, wenn er auf das Bild das Casablanca-Motiv entdeckt“, überlegt Künne. „Erinnerungen, wie zum Beispiel die an den Zweiten Weltkrieg, können im Gespräch aufgearbeitet werden“, so Künne. „Erinnerungen sind nicht immer nur positiv. Es können auch Tränen fließen... Darauf sind wir vorbereitet. Aber schlechte Erfahrungen können vielleicht in etwas Positives verwandelt werden. Beispielsweise die Erinnerung an jemanden, der einen damals gerettet hat.“

Die Idee für die Installation des Wandbildes hatte Malermeister Stefan Beine aus Warburg. Er investierte viel Zeit und Arbeit: Die Leinwand ist nun transportabel und kann jederzeit an einem anderen Ort aufgestellt werden. „Eine tolle Idee von Herrn Beine“, bedankte sich Künne. „So können wir das Bild im Sommer auch mal in den Garten platzieren, in die Cafeteria oder auf der Dachterrasse.“ Geplant sind auch Gottesdienste und Andachten mit dem Bild, bei denen Angehörige, Besuchende und Bewohnerinnen und Bewohner gemeinsam über das Bild nachdenken und sprechen können.

„Jeder kann etwas tun, auch zu Hause. Angehörige können ein Album anlegen - mit alten Fotos, Bildern und Gegenständen, die Erinnerungen wachrufen. Mit jedem Thema kann die Vergangenheit ins Heute transportiert werden“, erläuterte Edna Künne.

Fenster schließen