Vierbeiner bringt Augen zum Leuchten

(September 2016)

Vierbeiner bringt Augen zum Leuchten (September 2016)

Die Augen der 94jährigen Frieda Klinger (l.) und des 79jährigen Ulrich Günther (r) beginnen zu Leuchten, wenn die Betreuungsassistentin Iris Thöne mit Else ins Haus Phöbe kommt.

Vierbeiner bringt Augen zum Leuchten (September 2016)

Else ist ein Besuchshund und kein Therapiehund. Iris Thöne und nicht der Tricolor-Beagle macht den Job. Else übernimmt nur eine Brückenfunktion und gibt Anlass, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen.

Die alte Dame sitzt in ihrem Sessel und schaut reglos ins Leere. Die meiste Zeit lebt sie zurückgezogen und alleine in ihrer eigenen, kleinen Welt. Doch dann fällt ihr Blick auf Else, ihre vierbeinige, wuschelige Besucherin. »Du hast genau so graue Haare wie ich«, stellt sie lakonisch fest. Else wedelt freudig mit dem Schwanz, als wisse sie, dass es etwas Besonderes ist, das die alte Dame spricht.

„Und groß bist du geworden“, fügt die 94jährige hinzu. Else schleckt lieber einige Leckerchen aus ihrer Hand. Iris Thöne, Elses Hundeführerin, wischt sanft die nasse Hand der alten Dame ab. „Ganz schön schnodderig, so eine Hundeschnauze, was?“, scherzt sie.

Alle 14 Tage warten die Bewohnerinnen und Bewohner des Rimbecker Alten- und Pflegeheimes, Haus Phöbe, besonders sehnsüchtig darauf, dass es endlich Samstag wird. Dann nämlich kommt vierbeiniges Leben in die Pflegeeinrichtung.

Am Vormittag stehen Iris Thöne, die Betreuungsassistentin des Hauses, vor der Tür. Das ist nichts Besonderes, denn die 36jährige ist den Bewohnerinnen und Bewohnern bekannt durch ihre verschiedenen Angebote in der Woche. Am Samstag jedoch bringt sie ihren Hund mit. Sie und die zweieinhalbjährige Else besuchen Neueingezogene, Einzelgänger oder körperlich stark eingeschränkte Bewohnerinnen und Bewohner in ihren Zimmern.

Der Tricolor-Beagle ist ein Besuchshund und kein Therapiehund. Iris Thöne und nicht Else macht den Job. Else übernimmt nur eine Brückenfunktion. Der Beagle gibt Anlass, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. „Durch Blickkontakt, Streicheln oder Lächeln tritt die Bewohnerin oder der Bewohner in eine Beziehung mit dem Hund und ich kann dann einhaken und mit dem Menschen arbeiten“, erläutert die Betreuungsassistentin.

„Wir erkannten bereits vor 5 Jahren die Erfolgswirkung eines Besuchshundes und arbeiteten dies in unser Konzept zur aktivierenden Betreuung für unsere Bewohner ein“, bekräftigt Ina Diebenbusch. Die Leiterin des Sozialen Dienstes stellt als Ziel in der Begleitung der alten Menschen heraus, die Lebensqualität zu fördern. „Das erreichen wir, indem wir so viel Alltag wie möglich ins Hausleben einziehen lassen. Begegnungen mit Vierbeinern gehören auch zum selbstverständlichen Alltagsleben vieler aus der Umgebung.“

Wenn der Besuchshund da ist, steht ausgiebiges Streicheln, Schmusen und Spielen mit dem Hund auf dem Programm. Wenn die Menschen warmes, weiches Fell unter den Händen spüren, die feuchte Nase sie sanft anstupst, um ein Leckerli zu bekommen, fangen die Augen der Senioren an zu leuchten.

Hunde haben positive Wirkung

Es wirkt selbstverständlich, wenn Iris Thöne mit Hund am Samstag vorbeikommt - und nicht, als wäre auf dem Stundenplan „Spaß haben mit Hündin Else““, erläutert die Leiterin des Sozialen Dienstes, warum kein externer Besuchshund ins Konzept von Haus Phöbe passte: „Und Iris Thöne als Angestellte hat Fachkenntnisse als Betreuungsassistentin und ist alltagsbekannt bei den Bewohnern.“

Iris Thöne ist seit 2011 Mitarbeiterin im Sozialen Dienst. “Es ist wunderbar zu erleben, dass schwer demenzkranke Bewohner sogar nach Tagen noch den Namen des Hundes wissen und dass die Besuche bei vielen einen enormen Fortschritt bewirken”, sagt die 36-jährige. In der Tat wirken sich die Hundebesuche, die seit 2012 regelmäßig stattfinden, überaus positiv auf die Bewohnerinnen und Bewohner aus. Das bestätigt auch Ina Diebenbusch: “Bei Bewohnern, die Probleme mit der Feinmotorik haben, bessern sich diese beim Umgang mit den Tieren. Ganz selbstverständlich wird gekrault. Dabei lösen sich Verkrampfungen und Ängste vor Menschen und Heim werden abgebaut - ganz nebenbei.”

Jedoch: Nach vier Stunden sei die Hündin Else immer völlig ausgelaugt und nicht mehr fähig weiterzumachen. “Das ist schon eine anstrengende Aufgabe, die der Beagle da erledigt”, weiß die Betreuungsassistentin. Deshalb geht es danach immer gleich ab nach Hause, in den Garten und in die Ruhezonen für die Hündin.
Näheres zu Haus Phöbe unter www.haus-phoebe.de

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